Das soeben beim Verlag C.H. Beck erschienene Buch „Die transatlantische Illusion. Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können“ wurde vor dem russischen Überfall auf die Ukraine abgeschlossen. Aber es liest sich im Licht der neuen Entwicklung wie eine gerade noch rechtzeitige Mahnung zur Umkehr, urteilt Thomas Speckmann in einer Buchbesprechung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
Politische Bücher kommen und gehen. Je nach Anlass, je nach Gemengelage, je nach Konjunktur des öffentlichen Interesses. Aber manche bleiben. Das geschieht dann, wenn sie ein Thema nicht nur aufgreifen, sondern es formen und weiterentwickeln. Wenn aus ihnen ein politischer Fahrplan nicht nur für die unmittelbare Gegenwart, sondern auch für die nach Möglichkeit nicht allzu ferne Zukunft hervorgeht. Und wenn dieser Fahrplan mehr ist als eine Vision, mehr als ein frommer Wunsch. Wenn dieser Fahrplan zumindest eine reelle Chance hat, nicht nur wahrgenommen, sondern auch umgesetzt zu werden. Dann bleiben politische Bücher länger als die von ihnen beschriebene Politik ihrer eigenen Gegenwart.
„Erneut ist Bramls Stärke die vorausschauende Empfehlung, die auf historischer Erfahrung basiert. (…) Bramls Buch ist eine Mahnung, die bleibt.“
FAZ, Thomas Speckmann
In Zeiten, in denen – wieder einmal – viel von Zeitenwenden, von Zäsuren, von Umbrüchen und Umwälzungen die Rede ist, tut ein Autor gut, der bereits politische Bücher geschrieben hat, die bleiben. Vor zehn Jahren veröffentlichte Josef Braml ein Buch zum „amerikanischen Patienten“. Das war im besten Sinne transatlantische Politikberatung. Der international ausgewiesene USA-Kenner und heutige Generalsekretär der Deutschen Gruppe der Trilateralen Kommission, einer globalen Plattform für den Dialog zwischen Amerika, Europa und Asien, stach nicht nur hervor mit einer sehr treffenden Prognose der Politik Washingtons – er befürchtete bereits am Ende der ersten Amtszeit von Barack Obama aufgrund der massiven Probleme der Vereinigten Staaten einen neuen Protektionismus, eine verschärfte Ressourcenrivalität mit China, eine zunehmende Sicherung eigener Interessen sowie eine Abwälzung sicherheitspolitischer Lasten auf die westlichen Verbündeten.