Warum Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, Trumps stärkster Herausforderer ist, aber am Ende gegen den ehemaligen Präsidenten doch den Kürzeren ziehen könnte, analysiert der USA-Experte Josef Braml in einem Gastbeitrag für die Tagespost.
Derzeit sieht es danach aus, als ob bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 Amtsinhaber Joe Biden und der ehemalige Präsident Donald Trump erneut um das mächtigste Amt der Welt konkurrieren werden – eine mögliche Neuauflage von der die meisten Amerikaner sagen, dass sie sie nicht wollen.
Während Amtsinhaber Biden mehr oder weniger unangefochten ins Rennen geht, kann sich Trump auf mehrere Mitstreiter im eigenen Parteilager freuen. Gemessen an den aktuellen Umfragen und seiner bisherigen finanziellen Unterstützung ist Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, Trumps stärkster Herausforderer.
DeSantis‘ Lebenslauf und seine bisherigen Leistungen als Gouverneur eines bei den Hauptwahlen ausschlaggebenden Swing-State können sich sehen lassen. Seine vor allem auch die konservative Wählerschaft beeindruckende Regierungsbilanz als Gouverneur Floridas wurde mit einem grandiosen Wiederwahlsieg belohnt, mit dem er seinen demokratischen Herausforderer um 19 Prozentpunkte deklassierte.
De Santis‘ Wahlsieg gilt als einer der wenigen Glanzpunkte in einer ansonsten für die Grand Old Party wenig erfolgreichen Wahlperiode. Diesen Schwachpunkt Trumps – eine Reihe von Niederlagen, angefangen von seiner eigenen gegen Biden 2020 – will DeSantis treffen, wenn er davon spricht, die bisherige „Verliererkultur“ ändern zu wollen.
Er nennt Trump nicht beim Namen, weil er dessen harten Kern, der die rechtmäßige Wahl Bidens und damit Niederlage Trumps leugnet, nicht gegen sich aufbringen darf, um die Vorwahlen politisch zu überleben. Doch wer Trump, wenn auch nur indirekt, einen „Verlierer“ nennt, kann sich dessen Zorn sicher sein. Der bei öffentlichen Auftritten immer etwas hölzern und besserwisserisch wirkende DeSantis könnte deshalb am Ende selbst als Verlierer dastehen.
Dr. Josef Braml ist European Director der Trilateral Commission – einer einflussreichen globalen Plattform für den Dialog eines exklusiven Kreises politischer und wirtschaftlicher Entscheider/innen Amerikas, Europas und Asiens. Zuletzt erschien beim Verlag C.H.Beck sein Buch „Die transatlantische Illusion. Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können“.