Zwar jubeln die Börsianer an der Wall Street, die wirtschaftlichen Realitäten der USA bildet der Aktienmarkt aber schon lange nicht mehr ab, sagt der USA-Experte Dr. Josef Braml. Die sozio-ökonomische Lage der USA sei vielmehr desaströs, die USA überschuldet und am Boden.
Allein schon deshalb werde auch die neue US-Administration unter Joe Biden und Kamala Harris ihre militärische Stärke in Marktmacht ummünzen und ihre ökonomische Macht global als Waffe einsetzen. Den europäisch-chinesischen Technologie-Transfer auch mittels (Sekundär-) Sanktionen einzuschränken, das wird nur eines von mehreren Mitteln sein, auf die sich Europa einzustellen hat, sagt USA-Experte Josef Braml im Gespräch mit Oliver Weilandt im „Atlantic Talk Podcast“ der Deutschen Atlantischen Gesellschaft.
Will Europa nicht auf die militärischen Sicherheitsgarantien der USA verzichten, täte es daher gut daran, ebenso amerikanische Kampfflugzeuge wie das sogenannte „freedom gas“ zu kaufen, sich geschlossen an die Seite Amerikas zu stellen, einer Globalisierung der NATO nicht länger im Weg zu stehen und auf das alles blockierende Einstimmigkeitsprinzip in der EU zu verzichten. Wenn Wölfe sich einer Schafherde nähern, dann seien Schafe schlecht beraten, den Wölfen als Friedensangebot die Hunde auszuliefern.
Dr. Josef Braml ist USA-Experte des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn und Generalsekretär der Deutschen Gruppe der Trilateralen Kommission. Aktuelle Analysen veröffentlicht er auch über seinen Blog usaexperte.com.
Oliver Weilandt ist Geschäftsführer der Hörfunkagentur „Internationaler Audiodienst (iad)“ und moderiert den „Atlantic Talk Podcast“ der Deutschen Atlantischen Gesellschaft. Der Agenturleiter und Autor zahlreicher Radiofeatures und politischer Hintergrundberichte auf den Wellen der ARD sowie in den Programmen des Deutschlandradios verantwortet unter anderem auch das Privatfunkprogramm der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.