Der gefährlichste Moment in der Ära Trump

Am 11. September, einem symbolischen Datum, veröffentlicht Bob Woodward sein Enthüllungsbuch über Trump. In „Fear: Trump in the White House“ beschreibt der Reporter den US-Präsidenten als zornigen und paranoiden Ignoranten.

Ein Großteil seiner Mitarbeiter ist demnach damit beschäftigt, ihn davon abzuhalten, das Welthandelssystem zu zerstören, die nationale Sicherheit zu untergraben oder Kriege anzuzetteln.

US-Präsident Donald Trump hat nach Bob Woodwards Worten mit einem geplanten Tweet zu Nordkorea das US-Verteidigungsministerium in höchste Alarmstufe versetzt. Trump habe eine Twitter-Botschaft mit dem Inhalt entworfen, die Familienangehörigen sämtlicher 28 000 in Südkorea stationierten US-Soldaten sollten abgezogen werden, sagte Woodward dem Sender CBS in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview.

Dies habe höchste Unruhe im Pentagon ausgelöst, beschrieb der legendäre Reporter Woodward. Den Militärexperten sei klar gewesen, dass eine solche Botschaft von Nordkorea als Hinweis auf einen unmittelbar bevorstehenden US-Militärangriff verstanden worden wäre. Letzten Endes habe Trump dann darauf verzichtet, die Twitter-Botschaft zu verschicken.

Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, erklärte BILD den Wandel in der Strategie Trumps gegenüber Nordkorea.

USA-Experte: „Nuklearzug in Nordkorea abgefahren“

▶︎ „Nachdem für US-Präsident Donald Trump offensichtlich wurde, dass China nicht mitspielt, um die Führung in Pjöngjang in die Bredouille zu bringen, drohte er mit einem Präventivschlag gegen Nordkoreas Anlagen. Trump gab sich als unberechenbarer, zu allem fähiger Hasardeur – ein Verhalten, das an Nixons Madman-Methode im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion erinnerte“, sagte Braml.

▶︎ Weiter machte er deutlich: „Damals wie heute wurde diese Taktik aus guten Gründen verworfen. Nordkoreas begrenzte (nukleare) Zweitschlagskapazitäten könnten nicht nur die Millionenstadt Seoul treffen. Trump und seine Sicherheitsberater werden auf eine militärische Lösung verzichten müssen, wenn sie nicht auch die Leben Tausender in Südkorea und in der Region stationierter US-Soldatinnen und -Soldaten riskieren wollen.“

▶︎ Nordkorea sei sich seiner Position bewusst: „Im Wissen um ihre eigene militärische Stärke und die Verwundbarkeit der USA kann die nordkoreanische Führung der Weltmacht die Stirn bieten. Wenn man die jüngste Geschichte sieht, etwa Trumps Aufkündigung des Nukleardeals mit dem Iran, hat Pjöngjang auch keinen Anreiz mit Washington wirklich ernsthaft darüber zu verhandeln, seine Nuklearwaffen aufzugeben.“

▶︎ Letztlich kommt Braml zu dem Fazit: „Bei nüchterner Betrachtung ist der Nuklearzug in Nordkorea abgefahren: Trump und seine Hardliner, Sicherheitsberater John Bolton und Außenminister Mike Pompeo, können das nordkoreanische Regime nur noch eindämmen und nicht mehr seine Nuklearkapazitäten mit Präventivschlägen beseitigen.“

Dr. Josef Braml ist USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und Autor des Buches „Trumps Amerika – Auf Kosten der Freiheit“. Aktuelle Analysen veröffentlicht er auch über seinen Blog usaexperte.com.